Vom Buch ins Fernsehen, Teil 1 - Lieselotte und ihre Freunde

Wie versprochen wollte ich ja noch ein bisschen über die Entstehung der Lieselotte-Fernsehserie erzählen, die ich in den letzten fünf Jahren beratend begleiten durfte. Das klingt zunächst nach einem langen Zeitraum, aber wie Ihr Euch denken könnt, steckt in so einer Animationsserie eine Menge Arbeit.

Zu Beginn haben wir (das heißt die Produzenten von WunderWerk, die Redakteure vom ZDF und meine Lektorin und ich) erst einmal sorgfältig viele grundsätzliche Fragen geklärt. Wie funktioniert Lieselottes Welt? Wie sind die Beziehungen der Figuren zueinander? Was sind ihre Stärken, Schwächen, Fähigkeiten und Besonderheiten?
Praktischerweise hatte ich zu dem Zeitpunkt schon mehr als zehn Jahre mit Lieselotte verbracht und entsprechend recht klare Vorstellungen :o)

Ein weiterer umfangreicher Arbeitsschritt war das Design der Figuren, allen voran natürlich Lieselotte. Um Lieselotte gut animieren zu können, kann man ihr Aussehen nicht unverändert aus den Bilderbüchern übernehmen, sondern muss sie ein bisschen vereinfachen.
Auch kann man in der Animation natürlich nicht wie im Buch jedes Bild so lange betrachten, wie man möchte, und braucht daher möglichst klare und gut unterscheidbare Formen, damit die Zuschauer das Geschehen ohne Probleme verfolgen können.

 Die ersten Entwürfe für Lieselotte und die Hühner waren nach meinem Empfinden noch etwas zu schrill und cartoonig...

... aber in einem guten Austausch mit WunderWerk – vor allem mit dem Regisseur Dieter Riepenhausen – und deren Art Director und Character Designer Michael Hülse entwickelte sich das dann in eine Richtung, in der auch der Fernseh-Bauernhof und seine Bewohner richtig „lieselottig“ wurden :o)

Hier ein paar weitere wunderbare Zeichnungen von Michael:

Schon früh hatten wir besprochen, dass Lieselotte und die anderen Tiere auch in der Fernsehserie nicht sprechen sollen.

Und da es auch keinen Erzähler geben sollte, war es wichtig, dass Lieselotte ihre Gedanken und Gefühle gut mit ihrer Mimik und Körpersprache ausdrücken konnte.

Aber auch die anderen Figuren haben eine große emotionale Bandbreite :o)

Natürlich musste auch bedacht werden, wie die Größenverhältnisse der Figuren zueinander sind.

Und wie sie von allen Seiten aussehen.


Spannend finde ich auch die technische Umsetzung der Animation. Während die Hintergründe ganz klassisch zwei-dimensional gemalt sind, liegen unter allen Figuren (und allen Gegenständen, mit denen sie agieren) dreidimensionale Modelle, die dann in der Farbgebung wieder in eine „flachere“ Optik gebracht werden, so dass sie sich gut in ihr Umfeld einfügen.

So sieht zum Beispiel Lieselotte in verschiedenen Stadien aus:

Lieselotte in 3D.

Ihre Outline.

Mit Farbgebung.

Alles kombiniert vor einem gemalten Hintergrund.


Ein besonderes Highlight war es dann für mich, Anfang 2017 einen ersten kleinen Test-Trailer zu sehen, in dem Lieselotte im Hühnerstall vorbeischaut. Hier ein paar Bilder daraus:

Es war ein große Freude, meine massige Lieselotte zum ersten Mal in Bewegung zu sehen :o)
Ich hoffe, die Kinder (und Erwachsenen) werden dann beim Betrachten der Fernsehserie ebenfalls viel Spaß daran haben.


Copyright für die Abbildungen in diesem Post:
Für die Vorarbeiten zur Fernsehserie:
© 2020 WunderWerk / Fabrique d’Images
Für die Bilder aus der Fernsehserie:
© 2020 ZDF / WunderWerk / Fabrique d’Images